Meine Antwort auf Pisa
Du weigerst Dich zu trinken, mein Sohn,
zu saugen was diese Gesellschaft Dir reicht?
Nur zu gut kann ich Dich versteh'n!
Denn was sagen Kolonnen von Zahlen Dir
oder das große und kleine Alphabet?
Einhämmern will man's Dir!
Hämmern, hämmern, hämmern ...
Grad'so als seiet ihr Steine, in die man Runen
schlagen kann.
Schützend will ich mich vor
Dich stellen, aber per Gesetz lässt man mich nicht, sondern macht aus mir den
Hehler!
Schularbeitenmachen heißt:
'Freundliche Atmo-sphäre verbreiten', so sagen die Schulpsycho-logen.
Darum Mutter: Lächele! - Lächele!
Dabei muss ich zuschauen, wie ein großer Trichter Dir wird aufgesetzt,
muss helfen Dich festzuhalten, soll sehen dass der Fluss gut fließend bleibt und
nichts vom goldenen Kalb des Wissens verloren geht.
Ich weiß, man tut Dir Gewalt
an mein Sohn! Und was macht man aus mir? Einen Eseltreiber! Ohnmächtig dem
Räderwerk gegenüber, hilflos und entwürdigt!
Was sag ich, wenn ich mich
einst verantworten muss für den Zwang, den man so früh Dir angetan?
Tatenlos muss ich zuschauen,
kann Deine Not kaum lindern. Darum will ich hinausschreien jetzt: 'Was macht ihr
mit unseren Kindern?'
Und mit wundem Herzen spreche ich zu Dir: 'V e r z e i h
e mir!'
Marlie M.L. Haberey-Bock, Juni 1993
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